28.09.10
Seit Herbst 2008 habe ich diesen Balkonkasten. Durch die Zerstörungswut einer Amsel, die den ganzen Kasten umgegraben hatte und das Torfmoos samt Pflanzen klaute und durch die Gegend schleuderte, fing dieser Kasten erst 2009 langsam an, sich zu einem Biotop zu entwickeln. Immerhin hat mich die Amsel darauf gebracht, dass eine unebene zerklüftete Moorlandschaft natürlicher aussieht, als ein plane, ebene Substratoberfläche. Heute habe ich ein selbstgebautes Konstrukt aus Kaninchendraht, welches ich über den Kasten stülpe. Nicht schön, aber notwendig. Für Fotos mach ich den natürlich ab. Das weiße Rohr auf dem Bild ist ein einfaches Abflußror, dass mir als Einfüllstutzen zum Gießen dient. Es reicht nicht voll bis zum Grund und mündet direkt in einer Drainageschicht von ca. 5cm aus groben Kies. Unter der Drainageschicht befinden sich noch umgedrehte 4cm-Töpfe, die als Wasserspeicher dienen sollen. Ob das viel bringt, halte ich allerdings für fraglich.
Im Kasten kultiviere ich inzwischen Drosera anglica, den langblättrigen Sonnentau, der auch schon erfolgreich den ersten (sehr harten) Winter drin verbracht hat und das bestens überlebt hat. Dieses Jahr sind noch eine ganze Reihe junger Drosera intermedia hinzugekommen. Die kleinen Stäucher, die man auf den Bildern sieht, gehören zu der Rosmarinheide - ein inzwischen in der Natur recht seltenes Heidekrautgewächs, das die Hochmoore liebt. Auch die Gewöhnliche Moosbeere ist hier zu hause. Sie hat sich so breit gemacht, dass ich sie diesen Sommer radikal zurückgeschnitten habe, da sie den kleinen Drosera-Sämlingen viel Licht nimmt. Der Kasten ist 80cm lang und 15cm hoch und tief. Von Herbst bis Frühjahr gieße ich praktisch nicht mehr. Die Niederschläge reichen aus, den Kasten sehr nass zu halten und teilweise zum überlaufen zu bringen. Im Sommer sieht das völlig anders aus, da bin ich ständig am Gießen. Im Grunde sind das Zustände, wie sie in einem Moor auch in der Natur vorzufinden sind.
Winterharte Sonnentauarten müssen also nicht zwangsläufig in einem tiefen, großen Kübel kultiviert werden. Wichtig ist es, dass Substrat nass zu halten - auch und gerade bei Frost!
im folgenden Bild, ein schöner Horst Drosera anglica. Erst im Sommer 2009 als Jungpflanze eingesetzt, bildet die Pflanze schon im Sommer 2010 viele Ableger. Bei dem kleinblättrigen kriechenden Strauch, handelt es sich um die Moosbeere vor der großen Rückschneide-Aktion. Die Moosbeere wächst um ein Vielfaches schneller, als die Rosmarinheide, bleibt aber flach am Boden. Die Rosmarinheide schießt bis zu 30 cm in die Höhe - alles aber ganz langsam, so dass ich hier noch nicht zur Schere greifen musste.
16.04.11
Hier die Blüte der Rosmarinheide vom heutigen Tage. Es ist die erste Blüte dieser Art, die ich bewundern darf. Leider kann ich nicht mit Blüten der Moosbeere dienen. Bei der großen Rückschnittaktion vom letzten Jahr war ich vielleicht etwas übereifrig und habe zu viel Altholz abgeschnitten. Blüten und Früchte erhält man nur bei älteren Trieben - das habe ich nicht bedacht. Ich werde mich hier also noch gedulden müssen.
Der Balkonkasten hat jetzt auch Zuwachs der fleischfressenden Art erhalten. Noch im Winter und im Frühjahr habe ich viele Nachzuchten von Drosera anglica und D. intermedia, als Hibernakel eingesetzt - auch eine schöne D. rotundifolia. Bilder werden wohl im Sommer folgen. Dann wieder ohne Kaninchendraht!
19.05.11
Ich habe dieses Jahr viele junge Drosera in den Kasten gesetzt. Ich habe sie alle aus selbst geernteten Samen hochgezogen.
Drosera anglica. Oft fülle ich soviel Wasser in den Kasten, bis alles schwimmt. Das ist ein Moor für einheimische Hochmoorpflanzen - hier wachsen keine Geranien ;-)
Genau in Bildmitte guckt eine Drosera rotundifolia aus dem Torfmoos - am unteren Bildrand mittig, eine junge Drosera anglica.
Die roten Triebe der Moosbeere sind erst dieses Jahr gewachsen. Später werden sie verholzen.
Sieht man genau hin, entdeckt man hier viele kleine Drosera intermedia. Sie sind gerade dabei, dem Sämlingsstadium zu entwachsen. Ich habe noch weitere Exemplare dieser Art im Kasten. Sie wachsen oft in meist unter Wasser stehenden Vertiefungen. Sie haben es etwas schwer, weil sie dort oft nicht die volle Sonne bekommen. Die Pflanzen sind daher winzig. Ich hatte an dieser freien Stelle vorher ein Büschel Wollgras. Das Büschel ist abgestorben. Ich denke, die Substrathöhe war zu niedrig. So habe ich dann eine freie Torffläche für Drosera intermedia geschaffen und ich hoffe mal, das die kleinen Drosera schneller wuchern, als sie vom Torfmoos-Teppich eingeholt werden. Drosera intermedia wächst noch immer am besten auf puren Torf, der im Idealfall auch des öfteren mal unter Wasser steht.
Hier der ganze Kasten. Es ist Mitte/Ende Mai und was wir sehen, ist ein kleines Stückchen Hochmoor, kompremiert auf 80x15x15cm.
Ein Moor im Balkonkasten - es funktioniert!
27.07.11
Die Pflanzen haben sich alle toll entwickelt. Aus halbwüchsigen Drosera anglica wurden adulte Pflanzen von fast 10cm Höhe. Die Keimlinge von Drosera intermedia sind jetzt knallrote mittelgroße Pflänzchen, die teilweise schon eine Blüte bilden. Die eingesetzte Drosera rotundifolia wächst wunderbar mit dem Sphagnum mit. Sie hat 2 Blütentriebe gebildet und bereits mehrere kleine Ableger, die sich natürlich erstmal gegen das Torfmoos behaupten müssen.
Drosera rotundifolia im Torfmoos.
Junge Drosera intermedia, teilweise schon blühend.
Eine Gruppe Drosera anglica.
13.05.12
Ein extrem Wechselhaftes Frühjahr! Hitzetage wechseln sich mit Kälteperioden ab. Gestern noch schwüle 25°C, heute 12°C. Für die meisten winterharten Drosera erwies sich das bisher als ungünstig. Um diese Zeit waren die Pflanzen schon viel weiter in der Entwicklung. Aufhalten lassen sie sich jedoch nicht.
Viel Freude macht mir die Moosbeere, die jetzt mehrere Blüten ausgebildet hat. Es wär schön, wenn ich dieses Jahr einige Früchte ernten könnte.
Um die Blüten nicht zu zerstören, habe ich den Vogelschutz nicht abgenommen. Bilder gibt es also nur durch den Draht.
Das Torfmoospolster geht etwas in die Höhe, aber interessanter Weise bleiben auch einige Stellen Frei. Junge Sonnentau-Pflanzen haben es hier leichter. Aber Drosera anglica und Drosera rotundifolia wächst auch durchaus mit den Polstern mit.
Blüten der Gewöhnlichen Moosbeere (Vaccinium oxycoccos). Den Blüten sollte später der Fruchtstand folgen, der für die Art namensgebend ist. Die Moosbeere ist im Hochmoor eine der typischsten Pflanzen. Man findet sie in den Hochmooren der gesammten Nordhalbkugel.
Dieser kleine Sonnentau wächst hier in einer kleinen Vertiefung überwiegend auf dauernassem Torfmoos. Ich würde sagen, hier handelt es sich um D. intermedia, dem Mittleren Sonnentau. Es kann sich aber auch um D. anglica handeln. Die Unterschiede werden erst später deutlich.
Hier handelt es sich sicher um D. intermedia. Es sind Pflanzen, die schon im 2. Lebensjahr sind und letztes Jahr schon teilweise geblüht haben. Die geringe Größe täuscht hier - sie werden dieses Jahr sicher noch um einiges zulegen.
Diese Drosera anglica wachsen hier direkt auf den Tormoos-Polstern. Mit Torf haben sie keine Berührung mehr. Sie werden nicht vom Torfmoos überwuchert und wachsen einfach mit. Bei solchen Pflanzen wachsen die langezogenen Winterknospen wie auf Stielen. Meiner Beobachtung nach ist Torfmoos (Sphagnum) der beste Frostschutz für den Sonnentau. Die Winterknospen (Hibernakel) sehen im Sphagnum frisch und grün aus und sie treiben auch früher aus. Trotzdem kann das Sphagnum die Pflanzen auch für immer überwuchern. Es ist ein Ritt auf der Rasierklinge, oder auch Survival of the Fittest. So können sich also die kräftigsten Pflanzen auch neue Lebensräume direkt auf den Torfmoosen erobern.
Noch spezialisierter für das Wachstum in Torfmoosen ist Drosera rotundifolia, der Rundblättrige Sonnentau. Man muss hier schon genauer hinsehen, um die kleinen Blätter zu sehen. Hier habe ich auch festgestellt, dass sich einige Blätter garnicht erst geöffnet haben, sondern stattdessen aus Ihnen kleine Ableger gewachsen sind. Man sieht hier noch nicht viel von D. rotundifolia, was einige Tage später dann schon wieder ganz anders aussah. Im Sommer werden neue Bilder folgen und D. rotundifolia wird sich ausgebreitet haben. Ich denke das kann ich schon jetzt versprechen.
21.06.12
Einige Schnappscüsse der letzten Tage. Drosera hat sich super entwickelt und zwar alle Arten. Die Moosbeere ist verblüht und hat bereits winzige Früchte, die sich von grün in rot einfärben.
Drosera intermedia
Drosera intermedia
Drosera rotundifolia
Drosera anglica
19.07.12
Hier noch ein paar Bilder vom Balkonkasten, die ich diesen Sommer gemacht habe. Das von D. rotundifolia ist schon einige Tage älter. Momentand treibt die Pflanze 2 Blüten. Am besten gefallen mir die großen D. intermedia. Ich habe auch mal wieder vorsichtig den Vogelschutz abgenommen.
Drosera intermedia
Drosera rotundifolia
30.05.13
Weiter gets! Im letzten Jahr konnte ich also wieder keine Moosbeeren ernten. Vielleicht ist es dieses Jahr anders, denn die Moosbeere blüht wirklich überall.
Das Moos ist ein dichtes Geflecht aus Torfmoosen und anderen Moos-Gattungen. Dazu wächst die Rosmarinheide, und die Moosbeere. Die Sonnentauarten Drosera anglica und D. rotundifolia wachsen auf den Moospolstern und in den noch immer vorhandenen Freiflächen findet Drosera intermedia seinen Platz.
21.07.13
Jetzt im Hochsommer sieht alles noch viel besser aus. Die Sonnentaue sind gut ausgefärbt und noch ein gutes Stück gewachsen. Der Rundblättrige Sonnentau, Drosera rotundifolia hat sich stark ausgebreitet. Der Sonnentau steht in voller Blüte und ja, es gibt auch Moosbeeren. Die Beeren schmecken eigentlich nach nichts. Sie sind sauer, aber nicht so sauer, wie ich befürchtet habe. Durchaus genießbar und sehr gesund und vitaminreich. Einige Beeren sind schon knallrot, andere sind noch gelblich.
Drosera anglica und D. intermedia. Beide lieben es nass und teilen sich oft den Lebensraum. Der Sonnentau mit den langen Blättern ist D. anglica.
Drosera anglica in der Mitte ist momentan der Star im Kasten! Die Pflanze ist über 10cm hoch und sticht einfach hervor. Sie wächst mitten im Torfmoos und hat keine Anbindung mehr zum Torf - die Winterknospen sind hier sehr gut vor der Kälte geschützt.
Die beiden obrigen Bilder zeigen eigentlich Drosera rotundifolia, den Rundblättrigen Sonnentau, so wie er sehr oft in der Natur wächst. Sie sind vergesellschaftet mit dem Torfmoos, der Moosbeere und der Rosmarinheide. Der Rundblättrige Sonnentau wächst hier überwiegen in den Torfmoos-Polster, ohne Anbindung zum Torf - und hier wuchert er und vermehrt sich rasch vegetativ. Die Art ist hier im Kasten noch nicht mal lange etabliert. Mit dem Tormoos-Polstern geht es aber auch für Drosera rotundifolia steil bergauf!
Und hier noch die reifen Moosbeeren! Geschmacklich nicht der Hit, aber sehr gesund und vor allem dekorativ!