Drosera pulchella Rundbecken

11.03.13

Hier möchte ich mal mein Drosera pulchella Rundbecken vorstellen. Ich will damit zeigen, dass man Karnivoren auch mit den geringsten Mitteln kultivieren kann. Dazu benötigt man nicht viele Jahre Erfahrung und ich behaupte, noch nicht einmal so etwas wie einen Grünen Daumen.

Schon lange stand dieser Glaszylinder (Durchmesser 25cm, Höhe 20cm) bei mir im Keller und ich hatte schon seit einiger Zeit vor, daraus ein schönes Karnivoren-Becken zu machen. Manu, oder im GFP-Forum besser bekannt als mandu3003, hat mir dann einige Brutschuppen von Drosera pulchella geschenkt und mich damit auf eine Idee gebracht: Warum nicht ein Drosera pulchella Becken? D. pulchella ist ein Zwergsonnentau. Er kommt in Australien vor und in Kultur recht einfach. Mit D. roseana hatte ich bis dahin nur eine Zwergsonnentauart. Hier hatte ich also die Gelegenheit mit ganz wenig Platz eine neue Art zu kultivieren – und das in recht großer Stückzahl. Der Vorteil der Zwergsonnentaue ist eben, dass man sie durch ihre geringe Größe von nur ca. 2cm Durchmesser extrem platzsparend kultivieren kann. Dazu sind sie sehr hübsch anzusehen. D. pulchella hat z.B. sehr farbenfrohe Blüten. Es gibt viele Standortformen von D. pulchella, die alle unterschiedlich gefärbte Blüten haben. Am Anfang aber stehen die Brutschuppen, die man im Herbst reichlich in Fachforen erwerben kann, denn Herbstzeit ist bei den Zwergsonnentau-Arten Brutschuppenzeit. Drosera pulchella sollte aber nicht alleine ins Glas. Als Begleitpflanze sollte es eine Utricularia (Wasserschlauch, ebenfalls eine fleischfressende Pflanze) sein, die den Zwergen Gesellschaft leistet. Hier wollte ich dann auch mal eine andere Art haben, als die, die ich schon in Kultur habe und die bei mir in diversen Behältern wachsen. So bin ich auf Utricularia dichotoma gekommen. Mit ihren lila Blüten hebt sie sich von meinen anderen Wasserschlauch-Arten ab und die Kultur ist unkompliziert. Utricularia dichotoma hat diverse Standortformen, die sich in Größe und Form der Blüten etwas unterscheiden können. Meine U. dichotoma kommt, wie auch D. pulchella aus Australien – man könnte also auch von einem Australien-Becken sprechen.

Die Gestaltung des Beckens sollte unkompliziert sein. So habe ich bereits nassen Torf ins Glas gefüllt. Natürlich wollte ich keine ebene Substratoberfläche – das wär mir zu langweilig, so habe ich eine schräge Substratoberfläche geformt. Da ich gebrauchten und bereits nassen Torf verwendet hatte, war es auch nicht schwer, diese homogene Masse zu formen. Vorsicht, neu gekaufter Torf ist schon aus Gründen des Gewichts recht trocken. Bis sich jede Torffaser vollgesogen hat, kann es viele Wochen dauern und bis dahin lässt sich der Torf nur schwer formen. Eine Drainageschicht benötige ich nicht – warum auch? In der Tieferen Zone habe ich eine kleine Vertiefung geformt, in der Ich gieße. Das Wasser wird dann allmählich aufgesogen, wobei die Form der Vertiefung sich nicht ändert. Natürlich passe ich beim Gießen etwas auf, dass ich wirklich nur in die Vertiefung gieße. Die Pflanzen kann man dann, wenn alles fertig ist, einsetzen. Die Utricularia dichotoma kam dann direkt neben der Vertiefung, weil es dort immer am feuchtesten ist. Die meisten terrestrischen Wasserschlaucharten mögen es ja recht nass, so auch U. dichtoma. Brutschuppen von Drosera pulchella hatte ich ja sehr viele und die sollten auch überall wachsen. Ich habe verschiedene Standortformen mit unterschiedlichen Blütenfarben und so soll es dann später mal ein kleines, buntes Blütenmeer werden, wobei man hier natürlich sagen muss, dass das dann auch nur ein kurzer Spaß ist, denn auch die Blüten der Zwergsonnentaue öffnen sich nur für wenige Stunden.

Bevor alles fertig ist, sollte man sich aber fragen, wo das Becken überhaupt stehen soll. Die wichtigste Sache dabei ist das Licht. Wer wie ich keinen hellen Fensterplatz zur Verfügung hat, benötigt eine Kunstbeleuchtung. An meinem Becken kommt z.B. kein Sonnenstrahl. Die Pflanzen sind allein auf Kunstlicht angewiesen. Hier reicht schon eine einfache 17W Energiesparlampe. Es ist wirklich nur eine normale ESL, wie man sie in jedem Baumarkt kaufen kann. Ich habe die Standardfarbe „warm weiß“, also ein orangefarbenes Licht. Ich habe es gewählt, weil ich diese ESL gerade zur Hand hatte. Es gibt ja auch kalt weiß, was dann leicht bläulich ist. Ich denke das warm weiß für die Blüte förderlich ist. Man könnte hier noch stärkere Lampen verwenden, aber warum? Ich komme auf eine Lichtstärke von ca. 10.000 Lux, was für fast alle Karnivoren ausreichend ist – besonders bei einer Beleuchtungsdauer von 14 Stunden. Die Energiesparlampe sitzt dann in einem Lampenschirm, den ich von einer Schreibtischleuchte abmontiert habe. Es sitzt ganz einfach auf 2 Streifen Tesafilm, die ich über das Becken geklebt habe. Diese Konstruktion  hält so schon seit Monaten und macht nicht den Anschein schlapp zu machen. Zu guter Letzt habe ich noch zur besseren Lichtausnutzung die Außenseite des Beckens mit Alufolie beklebt. Dabei zeigt die glatte Fläche, wegen den besseren Reflektions-Eigenschaften,  natürlich nach innen und die Raue nach außen. Damit ist so ein Glas fertig! Wem das zu primitiv ist, der kann das alles natürlich nach Belieben optimieren. Funktionieren tut alles so wie es ist. Hierzu geht es an dieser Stelle weiter, mit den Erfahrungen, die ich gemacht habe und machen werde.

Diese Lampe hat für mich einen Vorteil. Sie ist nicht so gewunden, wie viele andere Energiesparlampen. Man hat hier praktisch zwei gebogene Röhren. Das Licht wird so sehr gut auch in die breite abgegeben. Man muss sehen, dass die Lampe auch etwas ins Becken durchhängt. Diese alte Lampe hatte ich zufällig zur Hand, aber die Nachfolge-Lampe soll wieder so geformt sein.

Das ist die Wasserstelle - hier gieße ich rein. Ist das Wasser versickert, gieße ich nach, oft solange, bis das Wasser stehen bleibt. Dann dauert es einige Tage, bis ich wieder gieße. Manchmal sorge ich für eine kleine Überschwemmung. Das Loch geht bis zum Grund. Die Kies-Steinchen sind aus dem Substrat durchs Gießen freigespült worden. Das Gießloch ist überraschend stabil, so dass ich hier keine Gießhilfen einbauen werde. Auf dem Bild sieht man auch Drosera capensis. Wurzeln befanden sich im Substrat und aus denen sprießen neue Pflanzen. Ich habe schon eine Pflanze abgeschnitten, denn D. capensis hat hier nichts zu suchen. Rechts sieht man das unauffällige Laub von Utricularia dichotoma. Dazu weiter unten mehr.

Erfahrungen:

Kurz vor Weihnachten 2012 habe ich das Becken in Betrieb genommen. Die Brutschuppen habe ich auf dem Substrat verteilt und leicht angedrückt - die Utricularia habe ich nahe dem Wasserloch angesiedelt. Dazu habe ich die Triebe in den Torf gesteckt und drauf geachtet, dass sich das Laub oberhalb der Substratoberfläche befindet. Vielmehr muss man dabei nicht beachten. Die Brutschuppen haben dann schon nach einigen Tagen kleine Knubbel gebildet, aus denen dann die neuen Blätter wurden. Schon bald waren dann die ersten kleinen Tentakel zu sehen. Nach 2-3 Wochen schon konnte man sagen, hier wachsen junge Zwerge! Bei Utricularia dichotoma war das alles weit weniger spektakulär. Man hat kaum etwas von ihrer Verbreitung gemerkt und das Laub breitete sich eher zögerlich aus. Umso erstaunter war ich, als ich dann, nachdem ich einige Tage kaum einen Blick auf das Becken warf, einen kompletten Blütentrieb entdeckte. An dem etwa 7cm hohen Blütenstängel befanden sich 2 Blüten, von der eine sich leicht geöffnet hatte. Das kräftige lila war gut zu erkennen, aber am nächsten Tag lag die Blüte schon am Boden. Hier habe ich gesehen, dass sie sich geöffnet hatte und ich konnte die zwei gelben Flecken sehen. Ich denke mal, dass die Blüte wohl zu dicht an der Lampe war und deshalb vorzeitig abstarb. Ich habe die Lampe jetzt ein Stück versetzt und hoffe auf die 2. Blüte. Noch überraschter war ich allerdings, dass D. pulchella schon blühte. Auch das habe ich erst an diesem Tag bemerkt. Der Blütentrieb muss sehr schnell gewachsen sein, denn die erste der beiden Blüten stand schon kurz vor der Öffnung. Schon einen Tag später war es soweit – die Blüte hatte sich komplett geöffnet. Momentan warte ich auf die 2. Blüte. Leider ist mir kein scharfes Bild der kleinen Blüten geglückt. Ich zeige sie hier trotzdem mal. Die Blüte der D. pulchella war übrigens recht lange offen. Mittags ca. 12 Uhr habe ich sie bemerkt und nachmittags begann sie sich zu schließen. Von schätzungsweise 100 Pflänzchen hat es eine geschafft schon im 3. Lebensmonat zu blühen. So schlecht können die Bedingungen im Becken also nicht sein. Ich habe versucht, sie mit einem Holzsplitter zu bestäuben. Keine Ahnung, ob das überhaupt nötig ist oder ob ich Samen ernten kann. Ich werde es hier berichten.

Hier der Blütentrieb von Utricularia dichotoma kurz vor der Öffnung. Leider habe ich die vollständig offene Blüte erst auf dem Boden gefallen gesehen.

Unten die noch geschlossene Blüte von Drosera pulchella. Man sieht, dass die Blütentriebe auch mit winzigen Klebetropfen übersät sind.

Gern hätte ich ein schärferes Bild der Blüte eingestellt, aber es ist mir leider nicht gelungen. Man bekommt vielleicht trotzdem eine Vorstellung, muss sich die Farben aber kräftiger vorstellen. Irgendwann wird mir mal ein besseres Foto gelingen.

 

 

 

24.06.13

Drosera pulchella geht es gut! Momentan blühen sie - alles ohne direkte Sonne und nur mit einer 20W Energiesparlampe! Utricularia dichotoma hat sich schön ausgebreitet - ich habe sogar etwas Blattmaterial weiter gegeben. Leider ist sie nicht sehr blühfreudig. Habe jetzt 2 Blüten bewundern dürfen. Stattdessen sehe ich überall die gelben Blüten von Utricularia subulata. Nein, es sieht nicht schlecht aus, aber gern hätte ich mal andere Wasserschlauch-Arten zu Gesicht bekommen, als U. subulata. Auch hier hat sie sich sofort durch ihre staubfeinen Samen angesiedelt und sich schnell ausgebreitet. Drosera capensis, die sich durch Wurzelteile im Substrat angesiedelt haben, wirken bisher recht dekorativ und geben einen schönen Kontrast zu den Zwergsonnentauen ab. Wenn sie zu groß werden, schneide ich sie einfach ab. Hier nun Bilder der letzten Tage.

 

 

 

 

 

Februar 2015

08.02.15

Inzwischen hat das Becken auch schon 2 Jahre bestand. Schöner ist es dabei nicht geworden, zu sehr ist es verkrautet durch unzählige Blüten-Triebe der Utricularia subulata. Nachdem es im Herbst 2013 noch keine Brutschuppen gab, wollte ich die Brutschuppenbildung 2014 etwas forcieren und reduzierte im Sommer zunächst das Licht für ca. 6 Wochen von 14 Stunden auf 8 Stunden Beleuchtung. Anschließend stellte ich das Becken im Spätsommer/Anfang Herbst für einige Wochen nach draußen, an einem eher schattigen Platz, ohne weitere Beleuchtung. Die Pflanzen verloren stark an Farbe, blühten nicht mehr ununterbrochen und so holte ich sie dann wieder rein und stellte sie wieder unter normaler Beleuchtung – aber nur noch für 12 Stunden/Tag, das reicht auch. Die Brutschuppen kamen dann recht zeitig im Herbst, sodass ich für den Fortbestand der Art sorgen konnte. Viele Brutschuppen habe ich einfach im Glas belassen, aber ich habe mir auch einen Extra-Topf mit D. pulchella zugelegt. Ob die Lichtreduzierung notwendig für die Brutschuppen-Bildung war, kann ich nicht sagen. 2015 will ich einfach mal alles unter gleichen Bedingungen weiter kultivieren, um zu sehen, ob die Brutschuppen auch so kommen.

Die Pflanzen fühlen sich weiter wohl, Blüten sind auch regelmäßig zu bewundern, die Optik ist natürlich etwas anderes, das sieht jetzt doch sehr wild aus. Ich werde mich hier sicher mal wieder mit interessanteren Bildern melden und auch mit der Frage, ob eine Brutschuppenbildung auch erfolgt, wenn ich die Pflanzen  gleichmäßig so weiter kultiviere.

Ein Blick von außen. Die Pflanzen bilden einen ziemlich dichten Teppich, aber die alten Samenstände der U. subulata wirken wie ein grauer Schleier. Die Binse habe ich zurück geschnitten und ich hoffe sie ist erstmal tot.

Drosera capensis, ganz oben im Bild habe ich mehrmals zurück geschnitten. Sie treiben immer wieder neu aus den Wurzeln aus, haben es sogar bis zur Blüte geschafft.

Wer viel Wert auf Schönheit legt sollte mit den Brutschuppen vielleicht alle paar Jahre ein frisches Glas anlegen. Vielleicht gelingen mir auch noch interessantere Bilder, wenn die gelben Blüten der U. subulata wieder kommen oder wenn U. dichotoma mal wieder blüht, die sich durchaus weiter ausgebreitet haben und die sich nicht von U. subulata verdrängen ließen. 

 

 

07.12.15

Ich habe jetzt mal alles laufen lassen. Bis jetzt habe ich die Beleuchtung nicht verringert, habe alles so stehen lassen mit 12 Stunden Beleuchtung. OK früher habe ich generell 14 Stunden beleuchtet, aber das scheint mir inzwischen etwas übertrieben und Geld raus werfen will ich auch nicht. Also nochmal: Stimmt die Lichtstärke, habe ich nie einen Vorteil gesehen, wenn ich 14 statt 12cStunden beleuchtet habe. Die Pflanzen sind nicht röter, nicht schöner und blühen nicht häufiger, also 12 Stunden Beleuchtung reich meibner Meinung nach. So - nun aber zu den Pflanzen, es ist ja schon wieder ein knappes Jahr vergangen!

Das ist eigentlich ein recht großer Ausschnitt, aber es wirkt nicht so, hätte da gern auch ein Bild mit mehr Hintergrunginformationen geliefert. Wir sehen die Pflanzen hier eigentlich in einen recht guten Zustand, gut ausgefärbt und häufig gibt es mal auch eine hübsche Blüte. Trotzdem sind die Pflanzen etwas weniger geworden, obwohl ich letztes Jahr einiges an Brutschuppen verstreut hatte. Ich denke, dass die Lebenserwartung der Pflanzen nicht so sehr hoch ist, vielleicht 2-3 Jahre und es mögen auch einige Pflanzen nur ein Jahr machen.

Was mir nun aufgefallen ist, dass ich eben letztes Jahr reichlich Brutschuppen hatte und dieses Jahr eben nicht. Letztes Jahr habe ich den Glas-Zylinder aber auch im Spätsommer/Herbst auf den Balkon gestellt. Da gab es dann eben keine Beleuchtung und die Pflänzchen mussten mit kühleren Temperaturen klar kommen.

Da es bei uns in Berlin aber absolut noch nicht winterlich ist und wir Tagsüber über 10°C haben, habe ich das Becken jetzt wieder raus gestellt. 

Dass es keine Brutschuppen gab, zeigt mir, dass es schon wichtig für die Brutschuppenbildung ist, dass die Pflanzen weniger Licht bekommen, damit sie eine Art Vegetationszyklus mit Brutschuppen im Herbst haben.

Ich bin gespannt, ob das jetzt noch was wird, mit den Brutschupen und ich bin auch gespannt, wie die Pflänzchen auf den "Klimaschock", raus aus der warmen Stube, mit 12 Stunden Beleuchtung, hin zu kühlen Temperaturen und sehr kurzen Tagen, reagieren.

Fortsetzung folgt dann bald, wenn der Frost doch noch kommt, hohl ich sie auf jeden Fall rein, sie werden dan nur sehr kurz und eher dürftig beleuchtet.

Auch diese kleine D. spatulata war als Wildwuchs im Rundbecken. Ein Samenkorn reicht da schon aus. Ist schon lange da, ist aber sehr klein geblieben. Ich finde sie ganz hübsch - sie darf nur nicht blühen und aussamen, denn dann bleibt wenig Platz für D. pulchella.