Venusfliegenfalle im Moorkübel

03.02.12

Über die Vorgeschichte des Kübels habe ich hier ja ausführlich berichtet - auch über das frostbedingte Platzen des Kübel-Einsatzes. Hier geht es jetzt weiter. Der Kübel-Einsatz hat immernoch 1/3 Anstau und könnte somit ohne Weiteres als Dionaea-Moor herhalten. Der Torf bleibt sehr Feucht. Trotzdem werde ich demnächst noch mit einer Lösung aufwarten, damit ich den Kübel notfalls auch bis zum Rand fluten kann. Hier geht es nun um ein neues Projekt - daher auch die neue Seite. Das alte Schlenken-Moor exestiert nun nicht mehr - Hier soll die Venusfliegenfalle ganzjährig, also auch im Winter, kultiviert werden. Über die Winterhärte der Venusfliegenfalle ist die Karnivorengemeinde geteilter Ansicht. Fest steht aber, dass diese Gattung in vielen Moorbeeten als voll winterhart einzustufen ist, da sie auch harten Frösten trotzt. Es ist aber auch klar, dass die Überwinterung im Kübel besondere Schutzmaßnahmen erfordert, da man ein ebenerdiges Beet nicht mit einem Kübel vergleichen kann. Meine eigenen Erfahrungen sind hier eher negativ. Mein Pflanzen sind im ungeschützten Kübel abgestorben, daher habe ich sie dann in meinem Doppelfenster kühl und frostfrei überwintert. So weit, so schön - wenn ich aber die Pflanzen draußen überwintern könnte, wär ich glücklicher, da ich den sehr begrenzten Fensterplatz für andere Pflanzen verwenden könnte. Zudem könnte ich meine Dionaea-Bestände vergrößern. Es ist also vor allem eine Platzsache, sollte man meinen. Nicht nur, sag ich dazu. Im GFP-Forum hat mich dieser Beitrag von TomW dazu insperiert, es selbst zu versuchen. Also danke Tom - auch für die vielen Dionaea, die du mir dazu überlassen hast ;-)

Hier nun das neue Dionaea-Beet. In den Jahren hat sich das Torfmoos ständig ausgeweitet. Meist habe ich die Polster nur zurückgedrückt. Jedenfalls habe ich jetzt sehr viel Sphagnum im Substrat. Ich habe loses Torfmoos abgetragen. Das sichtbare Moos besteht überwiegend aus untere Moosschichten. Schnell wird hier junges, frisches Grün sprießen. Torfmoos (Sphagnum) hat eine isolierende Wirkung im Winter und kann als eine Art natürlicher Frostschutz angesehen werden. Hier befinden sich 15 mittelgroße Venusfliegenfallen im Kübel. Die Vertiefung, die im alten Moorkübel die Schlenke war, wurde mit einem Torf-/Kies-/Blähton-Gemisch aufgefüllt. Ich denke, dass hier noch einige winterharte Drosera auftauchen könnten. Ich habe auch 2 Winterknospen von Drosera filiformis in den Kübel gesetzt. Die beiden roten Farbflecken sind 2 Drosera-Arten, die nicht als Winterhart gelten: Drosera tokaiensis und D. spatulata "New Zealand". Ich weiß, dass sie auch leichte Fröste vertragen und dann sogar eine Art Winterknospe bilden. Hier möchte ich sehen, wie sie sich den Sommer über zwischen den Venusfliegenfallen entwickeln und ob sie vielleicht sogar den Winter mit dem entsprechenden Schutzmaßnahmen überleben. Zunächst jedoch müssen sie die nächsten Tage überstehen - Schließlich haben wir noch Nachtfrost und sie kommen aus dem warmen Terrarium. Ich wette, sie bekommen keinerlei Probleme ;-)

Im Kübel selbst befindet sich noch die Gewöhnliche Moosbeere und ich hoffe, dass auch das Sumpfveilchen wieder auftaucht. Oben rechts habe ich einen Topf als Einfüllstutzen eingelassen. Die Ecke ist bei Versuch ausgebrochen, den Kübel aus der Holzumrahmung zu wuchten. Halb so wild, vielleicht überwuchert Sphagnum bald den Schandfleck. Der Kübel-Einsatz kommt jetzt wieder in die alte Holzumrahmung. Hier geht's bald weiter.

 

 

05.03.12

So, inzwischen habe ich mit einem Kübeleinsatz in der Holzverkleidung wieder einen wasserfesten Moorkübel. Trotzdem muss ich sagen, dass ich mit der Lösung nicht zufrieden bin. Es ist mehr Pfusch als alles andere und wahrscheinlich auch nicht für Ewigkeiten wasserdicht. Ich hätte hier eher eine Teichfolie verwenden sollen. Nun gut, egal - nächstes Jahr werde wohl den Kübel völlig neu gestalten. Dieses Jahr soll es gut sein, schließlich habe ich schon den Mörtelkübel fertig gestellt. Hier nun aktuelle Bilder.

Hier habe ich mal Wasser is zum Rand aufgefüllt. Da wird aus dem Einfüllstutzen auch wieder eine kleine Schlenke. Ich werde Dionaea aber nicht überwiegens so nass halten, da es nicht unbedingt typisch für die Pflanzen ist. In der Natur kommen sie auch mal mit relativ trocknen Phasen klar - ja sie brennen sogar regelmäßig oberirdisch ab.

Die beiden Drosera tokaiensis und D. spatulata "New Zealand" haben die kalten Nachttemperaturen übrigens ohne zu murren weggesteckt und das obwohl sie den ganzen Winter im warmen Terrarium verbracht haben. Zumindest im Sommer sollten sie sich hier pudelwohl fühlen. Aber ich werde wohl doch nicht versuchen, sie hier zu überwintern. Zumindest um die D. spatulata wär es mir zu schade.

 

 

 

Sommer 2012

21.07.12

Inzwischen hat sich im Kübel einiges getan. Meine Bemühungen, den Kübel auf die polnische Tour (also mit viel "Improvisation"), wieder dicht zu bekommen, sind gescheitert. Ich habe hier als einen Wasserstand von 10cm. Das reicht aus, den Kübel feucht zu halten. Je nach Temperatur gieße ich hier einmal die Woche richtig voll. Das Wasser sackt dann langsam runter, ohne auf den Fußboden für ein Überschwemmung zu sorgen. Vorher war es schöner, aber jetzt hat der Kübel einen anderen Charakter. Das Torfmoos wurde teilweise schwarz, teilweise bilden sich aber auch Sporenkapseln. Eingreifen werde ich hier nicht. Die Venusfliegenfallen haben nicht alle überlebt. 8 von 15 habe nes dann doch geschafft. Die Pflanzen waren anfangs sehr schwächlich. Man muss bedenken, dass sie auch schon beim Vorbesitzer auf dem Kompost lagen und ich sie im kalten Frühjahr neu eingesetzt habe. 6 Pflanzen blühen nun - teilweise mit 2 Blüten. Ich will hier in diesem Kübel also versuchen, die Venusfliegenfalle, mit Winterschutz ganzjährig outdoor zu kultivieren. Momentan entwickeln sich die Pflanzen super. Einige fette Weberknechte und Spinnen wurden schon verputzt und die Blüten sehen nach vielen Samen aus, die ich hier hofentlich bald ernten kann.

Was mich erstaunt hat: Die vielen Drosera-Keimlinge, die jetzt dort keimen, wo früher eine dicke Torfmoosschicht war. Es scheint so, dass sich die Samen hier abgelagert haben, vom Torfmoos überwuchert wurden und einige Jahre überlebt haben. Viele der etwas größeren Keimlinge habe ich schon in den neuen Moorkübel getan, aber ich sehe immer mehr Keimlinge. Ich will sie hier auch belassen. Sie sollen hier den Venusfliegenfallen Gesellschaft leisten. Gut macht sich auch Drosera filiformis. Mit Winterschutz und nicht ganz so nass, haben sie vielleicht sehr gute Chancen hier im Kübel dauerhaft zu überleben.

Gut machen sich auch die kleinen neuseeländischen Drosera spatulata, von denen ich schon Samen geerntet habe und die sich wie verrückt teilen und die Drosera tokaiensis, die jetzt blüht. Da ich von beiden Arten genug Pflanzen hab, kann ich hier durchaus mal versuchen, ob diese Pflanzen vielleicht sogar, mit Hilfe des Winterschutzes, den Winter überleben. Die Prognose für ein solches Unterfangen sind eher negativ, aber wenn man es nicht ausprobiert, wird man es nie erfahren. Auch wenn es mir um jede Pflanze leid tut, die stirbt, werde ich das wohl mal ausprobieren. Fest steht, dass sowohl Drosera tokaiensis, als auch diese kleine neuseeländische Drosera spatulata winterknospen bilden. Ungeschützt sterben sie allerdings ab - dass hab ich zumindest bei D. tokaiensis auspobiert.

Ansonsten fühlt sich auch hier das Sumpf-Veilchen und die Moosbeere wohl.

Ob dieser Kübel in der Form erhalten bleibt, wird sich zeigen. Die Venusfliegenfalle soll hier nicht nur "gerade so" überleben. Es soll ihnen so gut gehen, wie meinen überwiegend frostfrei kultivierten Pflanzen. Gelingt dies nicht, wird man hier in Zukunft wieder ein extrem nasses Moorparadies vorfinden.

 

 

 

29.08.12

Der Spätsommer. Die Blüten der Venusfliegenfalle sind verblüht und Samen wurdn geerntet. Dass das hier nicht nur ein Kübel der Venusfliegenfalle sein kann, hat sich ganz von selbst ergeben.

Eine Monokultur der Venusfliegenfalle wär langweilig. Erst wenn Pflanzen in einer Gesellschaft zusammen wachsen, wird es interessant.

Dabei müssen die Planzen nicht zwangsläuig auch gemeinsam am Naturstandort vorkommen.

Wenn eine neuseeländische Sonnentau-Art die nordamerikanische Venusfliegenfalle überwuchert, so wie im nachfolgenden Bild, dann wird es doch erst lustig.

Tatsächlich hatte ich Bedenken, als ich den Kübel gestaltet habe, dass die Venusfliegenfale die kleine Drosera spatulata aus Neuseeland ganz schnell überwuchern könnte. Die Drosera spatulata hat sich seit dem Frühjahr mehrfach geteilt, geblüht und Samen gebildet.

Was mich aber am meisten gefreut hat, ist die Präsens der alteingesessenen Bewohner, dieses Kübels.

Hier sieht man Drosera intermedia, den Mittleren Sonnentau, der hier aus Samen wieder hervorgekommen ist. Auch Drosera anglica und rotundifolia haben sich nicht vertreiben lassen. Sie haben sich ihren Platz hier im Kübel verdient und sie werden sich wohl neben der Venusfliegenfalle hier behaupten.

Eine Venusfliegenfalle mit sehr schön gefärbten Falleninnenseiten, umgeben vom Sumpfveilchen.

Alle diese Venusfliegenfallen lagen bereits auf dem Kompost und hatten es hinter sich. Als sie aus der Winterruhe erwachten, waren sie schwächlich und verkrüppelt. Jetzt, Ende August sind daraus kräftige, robuste Venusfliegenfallen geworden. Ich habe keine Bedenken, mit diesen Pflanzen das Experiment zu wagen:

Überwinterung der Venusfliegenfalle im geschützten Kübel auf dem Balkon.

Lange ist es nicht mehr hin - die Zeit vergeht schnell. Bald wird es kälter werden und wir müssen uns winterfest machen!

 

 

08.12.12

Pünktlich zu Nikolaus war es dann so weit: Der Winter hielt mit aller Macht Einzug. Tags zuvor noch war es eher regnerisch. Es fiel der erste Schnee und wir haben Dauerfrost - Nachts -8°C und kälter. Auch die nächsten Tage soll es winterlich bleiben. Jetzt wurde es Zeit, die Schutzmaßnahmen zu treffen. Im Kübel selbst liegt noch kein Schnee, da er auf dem Balkon etwas geschützt steht, aber er ist schon steinhart gefroren.

Bisher haten wir nur leichten Nachtfrost, der von der Venusfliegenfalle auch ohne Schutzmaßnahmen locker ausgehalten wird. Hier im Kübel befinden sich aber nicht nur Venusfliegenfallen. Drosera filiformis, der fadenförmige Sonnentau ist winterhart, hatte mir aber auch schon Probleme beim überwintern bereitet. Ich denke, dass der Winterschutz hier auch förderlich ist. Gespannt bin ich, ob die Sonnentauarten Drosera tokaiensis und Drosera spatulata, Typ Neuseeland überleben. Diese Arten halten naturbedingt schon einige Frostgrade aus, können aber in unseren Breiten nicht als frosthart bezeichnet werden. Ich will sehen, ob es mit diesem Schutz klappt.

Für mich ist das alles auch ein Versuch - die Ergebnisse werde ich im Frühjahr präsentieren.

Nun zum Frostschutz selbst. Die erste Schicht ist eine doppelte Lage Wintervlies aus Jute. Die zweite Schicht ist doppelte Lage Noppenfolie. Ich wollte die Noppenfolie nicht direkt auf die Pflanzen legen, weil ich denke, dass es hier zu Fäulnis kommen kann, wenn die Temperaturen über Null sind und alles antaut.

Das I-Tüpfelchen ist dann der Autoscheibenschutz. Er besteht aus ebenfalls aus Noppenfolie und einer Alu-Schicht.

Mit solchen Gepäckbändern für Fahrräder kann man alles gut befestigen.

Das hier sieht im Gegegensatz zur ungeschützten Variante schon recht gut verpackt aus. Ich denke das die Venusfliegenfallen und Drosera filiformis so den Winter sicher überleben werden. Gespannt bin ich auf D. tokaiensis und D. spatulata, Typ Neuseeland. Im Kübel befinden sich zudem auch einige Sämlinge südafrikanischer Sonnentauarten wie D. capensis und D. venusta. Die Überlebenschancen dieser Arten schätze ich allerdings sehr gering ein.

Bei längeren Perioden ohne Frost, werde ich den Schutz einfach entfernen. Im Frühjahr werde ich an dieser Stelle die Ergebnisse präsentieren. Bis dahin...

 

 

 

27.04.2013

So, der Winter ist nun vorbei und wir hatten sogar schon die ersten sommerlichen Tage, Zeit für ein Resümee.

Also das Wichtigste: Die Pflanzen sind am Leben. Der Zustand jedoch lässt sehr zu wünschen übrig. Man sieht einige grüne Blätter in der Mitte, die aber extrem zögerlich austreiben. Das erste Problem waren die wechselhaften Temperaturen. Sobald sie um den Gefrierpunkt liegen, herrscht unter dem Winterschutz extreme Schimmelgefahr. Haben wir z.B. nachts -10°C und tagsüber -2°C, dafür aber Sonnenschein, kann es schon sehr gefährlich unter der Abdeckung werden. Bei den Venusfliegenfallen sind nur die Fallen verschimmelt. Allerdings sind mir auch 2 Drosera filiformis durch den Grauschimmel abgestorben. Ich bin dann dazu übergegangen, den Frostschutz nur ab mäßigem Dauerfrost aufzulegen. Also so bei -5°C Tagestemperatur. Das war auch bis in den Februar hinein kein Problem. Ende Februar sahen die Pflanzen noch recht frisch aus und begannen sogar auszutreiben. Der Winter schien da auch schon fast vorbei. Dann kam aber ein super langer, kalter März. Hier habe ich dann des Öfteren den Winterschutz auf- und abgelegt, weil es eben zwischen drin auch immer Temperaturen über Null gab. Jedenfalls war dieser kalte März für die Pflanzen sehr schädlich – egal ob mit Frostschutz oder nicht. Das Problem war wohl, dass die Pflanzen Ende Februar schon reif für den Austrieb waren.

Noch vor einigen Wochen hielt ich die Überwinterung für eher geglückt. Jetzt sehe ich aber, dass auch nach den ersten sommerlichen Tagen relativ wenig mit den Pflanzen los ist. Meine frostfrei kultivierten Pflanzen bilden jetzt Blüten und treiben wie wild neue Fallen – das sind schon Welten, die dazwischen liegen. Also die Pflanzen haben wohl überlebt, wenn sie nicht doch noch schlapp machen, aber ich beabsichtige eigentlich nicht, sie so zu überwintern. Dann würde ich es höchstens noch mal mit einem relativ dünnen Vlies versuchen. Ich denke, dass sich die Pflanzen schon noch erholen werden und ich werde später noch Sommerbilder einstellen. Aber für mich macht das keinen Sinn. Ich weiß, dass andere bessere Erfahrungen gemacht haben, aber so ist das immer mit Karnivoren-Kultur. Was bei einem Klappt, funktioniert beim anderen schon nicht mehr. Nicht immer kann man es erklären. Wahrscheinlich war es dieses Jahr nur ein komischer Winter und nächsten Winter kann es dann wieder ganz anders aussehen, aber so sind unsere Winter nun mal. Sie lassen sich schwer berechnen.

Das Experiment sehe ich als nicht geglückt an, denn es geht ja nicht nur darum, die Pflanzen irgendwie lebendig zu überwintern, sondern im bestmöglichen Zustand und den erziele ich bei überwiegend frostfreier Überwinterung.

Nun noch kurz zu den anderen Pflanzen: Wie gesagt sind zwei D. filiformis verschimmelt. Eine D. filiformis hat überlebt und ist jetzt am Austreiben. Wenn ich mir die Substratoberfläche genauer ansehe, sehe ich da viele austreibende Winterknospen von Drosera anglica, intermedia und rotundifolia. Noch im Februar gab es lebendige Jungpflanzen von D. capensis und adulte Drosera tokaiensis. Die sind jetzt tot. Eine kleine Überraschung für mich war das Überleben von D. spatulata aus Neuseeland. Wie die typisch winterharten Drosera treiben 2 von 3 Pflanzen jetzt aus den Winterknospen aus. Eine Pflanze ist draufgegangen, wie es aussieht aber eher verschimmelt, als erfroren. Ich werde es hier auch mal ohne Winterschutz versuchen.

So tot wie hier auf dem Bild sehen die Pflanzen jetzt aus. Ganz so schlimm ist es aber nicht.

Nur langsam regt sich hier Leben aus der Mitte der Venusfliegenfalle. Noch im Februar sahen die Pflanzen lebendiger aus, mit überwiegend intakten Fallen.

Rechts in der Mitte treibt eine Drosera spatulata, Typ Neuseeland aus. In den letzten Tagen wurde es hier in der Mitte grün. Sie haben den Winter besser überwunden, als die Venusfliegenfalle!

 

 

 

Sommer 2013

29.07.13

Meine Einschätzung im April war ja schon ganz schön pessimistisch. Oft sieht man das Große Ganze erst mit ein  wenig Abstand.

Das der Versuch negativ ausgefallen ist, würde ich heute auf keinen Fall mehr bestätigen wollen. Wie oben erwähnt, war das Problem der eiskalte März, nachdem es schon Ende Februar nach Frühling aussah. Wenn ich mir nun ansehe, wie schnell die Venusfliegenfallen seit dem den Rücksatand zu den frostfrei kultivierten Pflanzen aufgeholt haben, ist das schon sehr erstaunlich. Ich habe hier Bilder von Anfang Juli. Ich wollte sie schon eher einstellen, bin aber nie zu gekommen. Die Venusfliegenfallen sind teilweise recht rot ausgefärbt und haben kurz nach den frostfrei überwinterten Artgenossen ihre Blüten geöffnet. Momentan sieht es nach Samenbildung aus, die Fruchtknoten sind schön angeschwollen. Bestäubt habe ich diesmal gar nichts. Ich habe viele Bestäuberinsekten auf meinem Balkon und wenn die es nicht hin kriegen, dann schaffe ich das mit den Pinsel schon gar nicht - das sind Erkenntnisse der letzten Jahre!

Die Venusfliegenfallen stehen in voller Blüte und sind gut ausgefärbt. Der kleine Sonnentau ist Drosera spatulata, Typ Neuseeland, dessen Überwinterungskünste ich unten gsondert huldigen möchte.

Eine Sicht auf den Kübel: Neben der Venusfliegenfalle lebt hier Moosbeere, Sumpfveilchen (mit den runden Blättern), Pinguicula vulgaris, Drosera spatulata, Typ Neuseeland, D. rotundifolia, intermedia, anglica, filiformis, eine selbst angesiedelte Binse (o.ä.) und ein paar D. capensis, die aber im Winter wieder verschwinden (manchmal treiben sie aus den Wurzeln wieder aus).

Schön ausgefärbte Fallen, wie ich finde.

Und nochmal die Venusfliegenfallen in Gesellschaft von Drosera spatulata, Typ Neuseeland.

Eine kleinere Dionaea mit schön kompakten Wuchs. Ganz unten, links ein kleines Gewöhnliches Fettkraut (Pinguicula vulgaris).

Das Gewöhnliche Fettkraut (Pinguicula vulgaris) hat schon im Frühjahr geblüht. Die Art fühlt sich hier wohler, als zu der Zeit, wo das hier noch ein sehr nasser Drosera-Kübel war. Der Wasserspiegel liegt immer 15cm tief, auch wenn ich gerade in den heißen Tagen auch immer mal von oben gieße. Das Torfmoos macht sich hier allerdings nicht so gut, was auch am alten Substrat liegen mag. Es ist 5 Jahre alt und war nicht gerade Spitzenqualität. Gieße ich aber von oben grünt es hier und dort wieder auf.

Ein Relikt aus früheren "Hochmoor-Tagen" sind auch die einheimischen Sonnentaue, die hier und dort wieder aus Samen aufleben, wie hier Drosera intermedia.

Hier der Einfüllstutzen. Das Torfmoos gibt natürlich kein schönes Bild ab und ist hier etwas grün, wo ich das Wasser einfülle. Durch das Leck in 15cm Tiefe ist dies ein eher trockener Moorkübel. Es ist kein Zufall, dass sich hier die Sonnentaue D.rosera rotundifolia, intermedia und anglica angesiedelt haben. Oben in der Mitte ist aber Drosera capensis, die praktisch überall wächst. Ich habe sie als Sämling dort eingesetzt. Inuwischen noch größer wird sie wohl diesen Sommer auch noch zur Blüte kommen. Manchmal treibt D. capensis aus den Wurzeln wieder aus, was man aber nicht als Winterhärte interpretieren sollte. Die Pflanzen bleiben kleiner und meist ist so eine Ansiedlung auch nicht dauerhaft. Relativ weit oben, schon in den Einfüllstutzen drinnen, sieht man noch eine kleine Pinguicula vulgaris, die sich ans Torfmoos geheftet hat.

 

Ein Fazit:

Noch im April war ich eher skeptisch, aber am Ende haben die Venusfliegenfallen fast zeitgleich ihre Blüten mit den frostfrei überwinterten Artgenossen geöffnet. Kaum zu glauben, aber im April hatten Diese schon 10-15cm lange Blütenstiele, während man aus der Mitte der im Kübel überwinterten Pflanzen gerade mal ein paar grüne Blätter als Lebenszeichen sah. Ich will jetzt aber nicht sagen, dass ich die Überwinterung nicht noch optimieren kann. Ein Problem war Schimmel und das hatte den Grund, dass bei Sonnenschein die Temperaturen unter der Abdeckung sehr schnell in die Höhe schießen - selbst bei Minustemperaturen. Ich werde also künftig den Kübel nicht mehr so dick einpacken und abschnüren.

Gegen Wetterkapriolen wie im letzten Winter kann man sowieso wenig machen. Die Pflanzen werden immer mehr oder weniger in Mitleidenschaft gezogen. Hätten wir den kalten März nicht gehabt, wäre mein Urteil im April wohl eher euphorisch gewesen.

 

Aber was haben die anderen Arten gemacht?

Neben der Venusfliegenfalle habe ich hier die Winterhärte der Sonnentau-Arten D. filiformis, tokaiensis, spatulata und capensis getestet. Von Drosera anglica, rotundifolia und intermedia wusste ich dass sie voll winterhart sind.

Drosera filiformis gilt als voll winterhart, aber ich habe schon oft Probleme mit der überwinterung gehabt. Hier im Kübel ist sie eigentlich genauso gut wieder ausgetrieben, wie in meinen anderen Moorkübel, aber man kann die Pflanzen nicht unbedingt als Prachtexemplare beschreiben. Sie gedeihen eher solala. Dass mir zwei Winterknospen verschimmelt sind, lag allerdings an der zu dicken Abdeckung. Trotzdem Urteil: Winterhart!

Drosera tokaiensis ist nicht winterhart, gilt aber als unkaputtbar und überlebt auch Fröste. In einem bis dahin eher milden Winter hielten sie bis ca. Ende Februar durch und überlebten auch länger Perioden mit leichten Dauerfrost. Die Abdeckung hat sie natürlich auch geschützt. Der kalte März war aber das Todesurteil für D. tokaiensis. Urteil: Nicht winterhart, hat sich aber gut geschlagen!

Drosera capensis: momentan habe ich einige kleine D. capensis im Kübel, die eigentlich keine Sämlinge sein können. Gut möglich, dass hier etwas an Wurzeln überlebt hat und sie hier wieder austreiben. Trotzdem würde ich sie dauerhaft ganz klar als Nicht winterhart einordnen. Ich weiß, dass es Moorbeete in milderen Ecken Deutschlands gibt, wo sie regelmäßig wieder austreiben, hier in Berlin auf meinen Balkon ist das eher die Ausnahme.

And the Winner is: Drosera spatulata!

Drosera spatulata, Typ Neuseeland ist tatsächlich die Pflanze, die so gar keine Probleme mit der Überwinterung hatte. OK, zunächst ist mir auch hier eine Pflanze einfach weg geschimmelt, was wie gesagt an der zu dicken Abdeckung lag, also mein Fehler. Aber die andere Pflanze hat überlebt. Sie bildete eine Winterknospe, aus der sie eher als die etablierten winterharten Arten (D. anglica, intermedia, rotundifolia, filiformis) wieder austrieb. Der Austrieb ging dann sehr rasch und auch die Blüte ließ nicht lange auf sich warten. Samen konnte ich hier schon vor Wochen ernten, bei den etablierten winterharten Arten geht es jetzt erst los mit der Samenernte. Dann sind im Mai auch noch aus den Wurzeln der verschimmelten Pflanze, neue Pflanzen ausgetrieben, die jetzt noch klein sind.

Ob Drosera spatulata, Typ Neuseeland wirklich als voll winterhart einzustufen ist, bin ich momentan am testen. Wichtig: Eine eventuelle Winterhärte von Drosera spatulata, Typ Neuseeland würde nur auf diese Standortvariante zutreffen und würde nicht bedeuten, dass alle neuseeländischen D. spatulata winterhart sind. Drosera spatulata allgemein ist es sowieso nicht. Ich werde auf Killerpflanzen.com über meine Erkenntnisse berichten, vielleicht auf eine Extra-Seite.

 

 

 

Jahr 2014

30.12.14

Hier Bilder vom August 2014. Drosera macht sich breit im Kübel, das Großblütige Fettkraut, Pinguicula grandiflora hat sich angesiedelt, man sieht viele Sumpfveilchen (große, runde Blätter), aber die Venusfliegenfalle ist fast verschwunden, sie wurde kalt erwischt. Mitte Januar noch 15 Grad über Null, dann Temperatursturz und die Venusfliegenfallen waren dahin und das bei nur leichtem bis mäßigen Dauerfrost. Irgendwann hatten wir dann auch ein bis zwei Nächte mit -15°C, der ihnen vielleicht den Rest gegeben hat. Einen Winterschutz hielt ich nicht für nötig, denn das sind Temperaturbereiche, in denen die Venusfliegenfalle normalerweise überlebt. Ich denke, dass die Pflanzen wahrscheinlich schon wieder auf Frühling getrimmt waren und sich den schnell fallenden Temperaturen nicht mehr anpassen konnten.

Es war schon mitten im Juli, da habe ich dann trotzdem noch drei Pflänzchen entdecken können, die spät wieder ausgetrieben sind. Irgendwas im Rhizom hatte also überlebt.

Das Experiment als solches ist damit für mich abgeschlossen. Ja, ich kann die Venusfliegenfalle auch vor heftigen Frösten schützen, ich werde jedoch niemals eine Garantie dafür bekommen, dass die Pflanzen langjährig überleben und allen Kapriolen unseres Klimas trotzden können. Ich werde die verbliebenen Pflanzen im Kübel belassen und trotzdem weiter verfolgen, wie die sich machen - ohne Winterschutz. Dazu habe ich jetzt keine Lust mehr. Auch wenn das Experiment für die Venusfliegenfalle keinen guten Ausgang hatte - Bilder vom Sommer kann ich allemahl präsentieren. Durch die nur leicht feuchte Kultur, wächst kaum noch Sphagnum. Nur ein paar Köpfe bleiben am Leben, weil ich aufgrund des geringen Anstaus auch oft von oben gieße. Daher ist die Oberfläche auchalles andere als schön, mit dem vertrockneten Moos. Hier also die Bilder vom August.

Bei dieser DRaufsicht, sieht man wenig. Drosera filiformis fällt erst auf den zweiten Blick auf. Keine mächtigen Pflanzen, aber sie haben mir Samen beschert.

Näher ran gehen lohnt immer. Hier eine wunderschöne Drosera anglica. Der winterharte Sonnentau fühlt sich hier sehr wohl.

Hier wächst bereits im 3. Winter hintereinander der Sonnentau Drosera spatulata aus Neuseeland, draußen und dem Frost ausgesetzt. Diese Form von Drosera spatulata kommt im Hochland von Neuseeland vor, wo sie mit eher leichteren Frösten und Schnee auskommen müssen. Sie werden hier im Kübel kleiner, als sie mit ihren 3,5 Zentimetern Durchmesser sowieso nur werden. Davon abgesehen, blühen sie und werfen Samen ab. Ich bin schon gespannt, wie sie sich weiter enwickeln werden. Die braunen Spitzen des Sphagnums lassen darauf deuten, dass wir hier schon keinen typischen Hochmoorboden haben. Die Gattung Drosra ist da aber sehr robust und die Fettkräuter ja sowieso.

So haben sich hier neu eingesetzte Jungpflanzen von Pinguicula grandiflora gut gemacht, ohne aber geblüht zu haben.

Leider habe ich keine Bilder von Pinguicula vulgaris gemacht. Das Gewöhnliche Fettkraut hatte einige Blüten und bescherte mir einige Samen.

Und was sehen wir unten, in der Mitte des Bildes? Tatsächlich - einige kleine Venusfliegenfallen haben es überlebt. Sie kamen erst im Juli an die Oberfläche. 

Wie gesagt, eigentlich ist das Experiment hmit der Venusfliegenfalle hier gescheitert, aber lasst uns doch verfolgen, wie sich die kleinen Überlebenden machen und ob die neuseeländische Drosera spatulata hier tatsächlich Fuß fasst. Zu beobachten gibt es viele Dinge, Experimente können scheitern oder gelingen, wichtig ist aber, dass man daraus lernt und seine Schlüsse daraus zieht.