23.11.12
Utricularia gibba habe ich etwas seit 2009 in Kultur. Durch Tausch habe ich einen winzigen Trieb erhalten. Was in ein paar Jahren aus so einem Zipfelchen wird, ist schon erstaunlich.
Unter den aquatischen Wasserschlaucharten könnte man Utricularia gibba als kleines Unkraut ansehen. Man findet die Art praktisch weltweit – sogar hoch bis nach Kanada. Von den Kulturbedingungen her, sind sie so anspruchslos, dass sie sogar in kleine Untersetzer überleben können, die etwas Wasser beinhalten.
Die Art bildet im Schlamm/Schlick unterirdische Triebe und ist somit auch an Land gebunden. Man findet sie in der Flachwasserzone oder sogar direkt auf torfigem Schlamm oder nassen Sand, wo man auch meist die gelben Blüten findet.
Im oberen Bild sieht man U. gibba auf meinem Balkon in einer Schale mit Sphagnum. Im Sphagnum befand sich etwas Material von U. gibba. Ich habe hier also nicht nur das Torfmoos vermehrt, auch U. gibba durchzog das Moos mit seinen Trieben und bildete dann zahlreiche Blüten. Diese Schale steht jetzt immer noch auf dem Balkon und trotz leichter Nachtfröste bestehen Blütentriebe weiterhin – öffnen sich dann aber nicht immer. Wenn wir bei den Blüten sind: U. gibba bildet Samen – vermehrt sich also nicht nur vegetativ durch Ableger, sondern auch generativ durch Samen. Die Samen sind auch durchaus hoch keimfähig. Aus der vertrockneten Samenkapsel entnimmt man einfach die Samen und wirft sie ins Wasser. Sie sinken dann erst mal ab und irgendwann tauchen kleine grüne Triebe auf. Allerdings ist man bei U. gibba nicht auf Samen angewiesen. Die Pflanzen vermehren sich ständig durch Ableger. Sie benötigen dazu im Grunde nur eine Pfütze mit kalkfreiem Wasser oder etwas Schlamm.
Blüten gibt es dann, wenn die Triebe von U. gibba an räumliche Grenzen stoßen. Solange die Art Platz hat, versucht sie sich raummäßig auszubreiten.
Im obrigen Bild befindet sich U. gibba in einem Kunststoffbehältnis mit den Maßen 8x8x5cm. In so einem Behältnis bildet U. gibba fadenfeine Triebe und es ist meist Platz für genau eine Blüte.
Die Blüten haben einige Tage bestand, bevor sie dann abfallen. Wo auch immer man U. gibba kultiviert, sind die gelben Blüten ein netter Farbklecks.
Im obrigen Bild sieht man U. gibba in der Schlenke meines
Nachdem ich Probleme mit Algen hatte und der Nährstoffhaushalt dieses neu angelegten Kübels sich noch nicht so zufriedenstellend darstellte, setzte ich im Frühjahr einige Triebe von U. gibba ein.
Die angedachte U. intermedia konnte sich hier noch nicht etablieren, U. gibba jedoch wucherte die Schlenke komplett zu.
Auffällig hierbei: U. gibba schien hier in größeren Dimensionen zu wachsen, wie ich es bis dahin von dieser Art kannte. Nichts mehr war von fadendünnen Trieben zu erkennen, stattdessen vielseitige Verästelungen, die auch eine gewisse Dicke hatten. Noch immer befinden sich jetzt, fast Ende November, die Pflanzen in der Schlenke. Leichte Nachtfröste sorgten schon für eine hauchdünne Eisschicht auf der Schlenke. Ich kann mir schon vorstellen, dass die Art hier sogar unterirdisch überlebt, denn sie kommt ja bis nach Kanada vor. Ob der Typ, den ich kultiviere einen Winter im Stande ist zu überleben, das werde ich dann spätestens im Frühjahr 2013 sehen.
Aber es fällt auch auf, dass U. gibba hier keine Blüten gebildet hat. Warum nicht? Es ist recht einfach. Hier in diesem neuen Kübel, findet U. gibba viel Platz sich räumlich auszubreiten. So wird die gesamte Energie dafür aufgewendet, Triebe zu bilden.
Utricularia gibba gilt unter Karnivoren-Fans als nichts Besonderes, eher als Beiwerk, aber es lohnt sich hier genauer hinzusehen, was so eine Art ausmacht. U. gibba ist eine sehr vielschichtige Wasserschlauch-Art, die viele Gesichter hat und ich habe das Gefühl, dass ich diese Gesichter noch gar nicht alle kennengelernt habe. Gut so – es wird künftig noch Einiges zu entdecken (und zu schreiben) geben.